Gemeinsames Schreiben der Mitglieder des HFL e.V. an die EU-Kommission – Ressort Handel

Anlass dieses Schreibens ist die, auf Betreiben der Stahlherstellerverbände EUROFER und ESTA von 12 Mitgliedsländern am 15. Januar eingereichte Anfrage, die am 30.06.2021 auslaufenden Stahl Safeguard Maßnahmen zu verlängern.

Wir möchten uns diesbezüglich den bereits bei Ihnen eingegangenen Schreiben der Koalition der Verbände ACEA, APPLiA, CECE, CEMA, CEMEP, CLEPA, Orgalim und WindEurope, sowie EUROMETAL, ANFIA, ASSOFERMET, und dem gemeinsamen Schreiben des Industrieverbands Blechumformung e.V. (IBU) und der Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V. (FVK) anschließen.

Im Weiteren wollen wir ausführen, dass die europäischen Stahlhersteller seit ungefähr 6 Monaten offensichtlich nicht in der Lage sind, die Nachfrage nach Stahlprodukten, insbesondere im Bereich von Flachstahlerzeugnissen, auch nur annähernd zu bedienen. Dies ist anhand einer exorbitanten Preissteigerung im Bereich von verzinkten Blechen von rund 100% seit November 2020 und einer Verlängerung der Lieferzeit bei Rahmenverträgen um mindestens 2 Monate auf nunmehr 5-6 Monate (bei derzeitiger Bestellung) nachzuvollziehen.

Einen weiteren eindeutigen Beweis, dass der Markt unter einem deutlich zu kleinen Angebot leidet, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Läger der Stahlhändler bis auf Ware, die viele Monate im Voraus bestellt wurde, praktisch vollständig geleert sind und es derzeit so gut wie unmöglich ist, kurzfristig Flachstahlerzeugnisse einzukaufen.
Dies nimmt uns und vielen Betrieben in zahlreichen Branchen die Möglichkeit, flexibel auf unterschiedliche Projekte reagieren zu können. Speziell kleinere Betriebe können nicht langfristig verlässlich planen und sind darauf angewiesen Stahlbleche ad-hoc einzukaufen.

Viele unserer Mitgliedsunternehmen haben daher aufgrund der sich dramatisch zuspitzenden Versorgungslage bereits Kurzarbeit angemeldet oder müssen dies in Kürze tun, da sie für die kommenden Wochen und Monate deutlich zu wenig Stahl für die Erfüllung ihrer Aufträge geliefert bekommen. Diese Situation wird derzeit für viele Unternehmen existentiell bedrohlich.

Wir möchten noch hinzufügen, dass entgegen unserer Hoffnung, selbst die reduzierte Produktion im Bereich Automobilproduktion aufgrund der Engpässe im Bereich Mikroprozessoren und infolgedessen geringerem Blechbedarf, nicht zur vorübergehenden Entspannung der Versorgungslage führt. Sollte der Bedarf an Mikrochips wieder gedeckt werden können, vermuten wir eine weitere Zuspitzung der Lage, da die Kapazitäten der Stahlhersteller in Europa weit unter der Nachfrage liegen und der Bedarf aus dem Bereich Automobil vorrangig bedient wird.

Als einzigen Weg die dramatische Unterversorgung des Marktes zu korrigieren und somit den Verlust von vielen Arbeitsplätzen und evtl. Betriebsschließungen zu vermeiden, sehen wir in einer Beendigung der Safeguard Maßnahmen zum 30.06.2021 wie ursprünglich vorgesehen. Wir bitten Sie mit Nachdruck darum eine Verlängerung abzulehnen, damit Importe wieder ohne Regulierung getätigt werden können. Nur so wird sich wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen.

Eine Gefahr aufgrund eines zu hohen Angebotes ist nicht zu erwarten, da sich die Preise für Stahl in der übrigen Welt ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau befinden und seitens der Hersteller außerhalb Europas nur bedingt Interesse besteht nach Europa zu exportieren.

Das Original-Schreiben kann hier heruntergeladen werden.


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